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Humboldt-Universität zu Berlin | Wirtschaftswissen­schaftliche Fakultät | Aktuelles | Archiv | 2019 | 12 Millionen Euro für die Erforschung der Unternehmenstransparenz

12 Millionen Euro für die Erforschung der Unternehmenstransparenz

Neuer Sonderforschungsbereich mit Beteiligung der Fakultätsmitglieder Joachim Gassen, Ulf Brüggemann, Ralf Maiterth und Anja Schöttner


Erstmalig hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die wissenschaftliche Exzellenz fördert und Gelder für die erkenntnisorientierte Forschung vergibt, mit dem Projekt „Accounting for Transparency“ einen Sonderforschungsbereich (SFB) mit einem betriebswirtschaftlichen Schwerpunkt bewilligt. Er startet im Juli und ist zunächst für vier Jahre bewilligt. Das Förderungsvolumen beträgt etwa 12 Millionen Euro. Als sogenannter Transregio wurde der SFB gemeinsam von der Universität Paderborn, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Mannheim beantragt. Die Universität Paderborn übernimmt mit der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften die Sprecherrolle. Sprecherin und damit die federführende Koordinatorin des neuen Sonderforschungsbereichs ist Prof. Dr. Caren Sureth-Sloane. Sie ist Inhaberin der Professur „Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Betriebswirtschaftliche Steuerlehre“ im Department „Taxation, Accounting and Finance“ an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Neben den antragstellenden Institutionen sind außerdem Forscherinnen und Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München, der European School of Management and Technology Berlin, der Frankfurt School of Finance and Management, der Goethe-Universität Frankfurt und der WHU – Otto Beisheim School of Management beteiligt. In diesem Verbund wird in den ersten vier Jahren ein Team aus über 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern untersuchen, wie Rechnungswesen und Besteuerung die Transparenz von Unternehmen beeinflussen und wie sich Regulierungen und Unternehmenstransparenz auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Der Sonderforschungsbereich „Accounting for Transparency“ soll letztendlich dazu beitragen, sinnvolle Regeln zur Unternehmenstransparenz und für ein transparentes Steuersystem zu entwickeln. Damit werden die Forschungsarbeiten einen wichtigen Beitrag zum Vertrauen in Wirtschaft und Politik leisten.

„Forderungen nach mehr Transparenz in der Wirtschaft und einer angemessenen Besteuerung von Unternehmen sind allgegenwärtig. Dies gilt auch, nachdem durch eine Vielzahl neuer Regulierungen die Berichtspflichten als Antwort auf die Finanzkrise und die Empörung um äußerst geringe Steuerzahlungen bestimmter Konzerne erheblich verschärft wurden“, sagt Prof. Dr. Caren Sureth-Sloane, Sprecherin des Sonderforschungsbereiches und Dekanin der Paderborner Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Allerdings sei unklar, ob diese neuen Regeln wirklich zu mehr Transparenz beitragen und welche Wirkungen und Nebenwirkungen sie darüber hinaus entfalten. Unklar sei zudem, inwieweit die Instrumente des Rechnungswesens ihre Informationsaufgaben angesichts der Masse und Komplexität der verfügbaren Informationen überhaupt erfüllen können.

„Nicht der Mangel an Informationen ist das primäre Problem, sondern deren Fülle und unterschiedliche Qualität“, erklärt Sureth-Sloane. In zumeist standortübergreifenden Teams gehe es daher bei den anstehenden Forschungsarbeiten darum, steuerliche Komplexität sowie unterschiedliche Rechnungswesenssysteme in weltweitem Vergleich in den Blick zu nehmen, um zu verstehen, wie Regulierung Transparenz beeinflusst. Unter anderem wird in diesem Zusammenhang an der Universität Mannheim ein umfassendes Unternehmenspanel aufgebaut, um die Einschätzung von Unternehmen unterschiedlicher Größenordnung zu Fragen der Unternehmenstransparenz systematisch zu erheben. In weiteren Teilprojekten werden darauf aufbauend Mechanismen identifiziert, die freiwillige Offenlegung von Information durch Unternehmen fördern sowie Folgen verpflichtender oder freiwilliger unternehmerischer Berichterstattung für Investitionen, Unternehmensorganisation und Beschäftigung untersucht.

Prof. Dr. Joachim Gassen von der Humboldt-Universität zu Berlin, stellvertretender Sprecher des SFB, betont: „Wir leben Transparenz auch in der Forschung. Das bedeutet, dass wir einerseits die von uns gewonnenen Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen werden und dass wir andererseits Methoden entwickeln, um unsere Forschung möglichst transparent und reproduzierbar zu präsentieren.“ Dieser Open-Science-Ansatz sei bei der Begutachtung durch die DFG als potenzieller „Game Changer“ für die Betriebswirtschaftslehre gelobt worden. Sureth-Sloane fügt hinzu: „Um Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit auch wirklich mit unserer Forschung zu erreichen, werden wir unsere Ergebnisse für verschiedene Medien gezielt aufbereiten und erlebbar machen und so die öffentliche Diskussion zu diesem wichtigen Thema mit wissenschaftlichen Erkenntnissen befruchten.“

 


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