Humboldt-Universität zu Berlin - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Bericht von Tim Pohlmann, 2003

Nach einer einjährigen Vorbereitung für die Ensae haben im Sommer 2002 mit mir noch drei anderen Studenten der Humboldt-Universität das Studium dort aufgenommen . Die Schule ist gelegen im Pariser Vorort Malakoff nur einen Steinwurf entfernt von der Pariser Stadtgrenze und ist gleich in Verbindung mit dem INSEE (dem französischen Statistischen Bundesamt).

Man hat dadurch unmittelbaren Zugang von der Schule zum Institut selbst und dadurch das Glück gleichzeitig die Verbindung des Studiums mit einem möglichen Arbeitsplatz zu sehen. So liegt es nahe, dass einige der Schüler schon während der Zeit an der Schule von einer möglichen Laufbahn am INSEE in verschiedenen statistischen oder wirtschaftlichen Forschungsbereichen träumen.


Die Verbindung zum INSEE spiegelt sich auch darin wieder, dass ein grosser Teil der studierten Materiel und Literatur in Statistik und Ökonomie direkt von dort kommt.


Ebenso sind viele der Übungsleiter aus dem Informatikbereich und den statistischen Fächern direkt am INSEE beschäftigt und üben dort die Funktionen aus, die sie dann auch in der Schule vermitteln. Überwiegend sind es Informatiker von denen man in den verschiedenen Programmiersprachen wie Visual Basic, C oder C++ unterrichtet wird. Sie sind es ebenso, die einem helfen bei den angelegten Projekten für die jeweiligen Fächer.


Der Ablauf einer Übung aus dem mathematischen oder ökonomischen Bereich läuft stets in dauerhafter Kommunikation mit dem Übungsleiter ab. Die Gruppen sind klein und jeder ist aufgefordert seinen Beitrag zum Unterricht zu leisten. Oft wird man auch einfach an die Tafel gebeten seine Lösungen zu präsentieren oder eine mit dem Übungsleiter selbst auszuarbeiten. Für die Franzosen ist das eine Art zu arbeiten, die sie sehr gut kennen, und nur allzu oft machen sie dann auch bei langen technischen Rechnungen eine sehr gute Figur, da auf eine solche Vorbereitung in den sogenannten "classes préparatoires" besonderer Wert gelegt wurde. Aufgrund solcher Arbeitsmethoden der Lehrenden und den sicheren Kenntnissen der Studenten unter anderem ist das Niveau an der Schule sehr hoch, was dazu führt, dass man sich schon Investieren muss, um dem ganzen seine Möglichkeiten geben zu können.


Das Equipment mit dem an der Schule im Informatikbereich gearbeitet wird ist exzellent. Schon zu Anfang des Studiums bekommt jeder eine Einführung in Informatik und einen persönlichen Code mit Internetadresse. Man hat dann das Gefühl quasi seinen eigenen Computer zu haben da ein persönlicher Bereich zur Verfügung steht innerhalb des INSEE Intranets. Auf diese Art und Weise kann man dann ohne Probleme mit allen Kommunizieren was in manchen Momenten aufgrund von Rundmails schon mal ausarten kann zu einer wahren Diskussionsrunde, wo zu einem bestimmten Thema jeder mal ein Kommentar zu abgeben will.


Die Kommunikation unter den Schülern überhaupt ist völlig anders gestrickt als die, die man an einer Universität vorfindet. Was einem wohl als aller erstes auffällt ist die Tatsache das man nicht mehr nur eine Matrikelnummer hat unter der Studiert wird, sondern von einem grossen Teil der Schüler und Professoren mit Namen bekannt ist und auch wiedererkannt wird. Aus diesem Grunde schon bleibt der Kontakt untereinander nicht auf der Strecke.


Dazu kommt noch dass die Franzosen eine ganz andere Art von Offenheit besitzen in der Schule, das heisst schneller auf einen zugehen als man es vielleicht gewöhnt ist von Berlin. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Reisen, Partys und anderer Aktivitäten, die vom BDE (Bureau des Eléves) organisiert werden und Gelegenheit zur Abwechslung und zum sich kennen lernen bieten.


Im Grossen und Ganzen ist das Leben an der Schule eine grossartige Abwechslung zu dem Studium an der Humboldt. Man hat die einmalige Gelegenheit wieder in einem kleinem Kreis zu Studieren, was die Möglichkeiten des Lernens unheimlich steigert, und einem das Gefühl geben einer völlig neuen Herangehensweise gegenüberzustehen.



Tim Pohlmann
Berlin, März 2003