Humboldt-Universität zu Berlin - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Bericht von Alexander Adamescu, 2004

Freizeit an der ENSAE


Auch wenn man auf den ersten Blick vielleicht einen gegensätzlichen Eindruck haben kann - ENSAE und Freizeitvergnügen widersprechen sich nicht. Sicherlich ist der Alltag eines durchschnittlichen éléve zunächst einmal geprägt von Vorlesungen, Übungen, und leider auch Klausuren. Aber alle studentischen Organisationen versuchen nach Leibeskräften, diesen Trott durch verschiedene Aktivitäten aufzulockern. Und bei entsprechender Einsatzbereitschaft schafft man es dann sogar, den Studienstress hinter sich zu lassen.


Da wären zunächst die sportlichen Betätigungen. Für die klassischen Sportarten wie Tennis, Basketball, Fussball, Rugby usw. sind ganze Nachmittage freigehalten. Für die regelmässige Teilnahme gibt es am Ende des Schuljahres Bonuspunkte. Aber auch wer nicht nach Punkten aus ist, findet ein gutes Mittel, alte Bekanntschaften zu vertiefen, neue zu knüpfen und auch einmal ordentlich Dampf abzulassen. Mannschaftsspiele gegen andere grandes écoles lassen den ENSAE-Teamgeist ans Licht treten. Und einmal im Jahr packen die Fussballer, Rugby- und Squashspieler ihre Sachen und machen sich gen London, wo es dann in legendären Matches gegen die London School of Economics um die Nationalehre geht (sowohl auf dem Terrain als auch im Pub).


Noch interessanter als diese "öffentlichen" Sportarten sind vielleicht diejenigen, die tagein tagaus in jeder Pause betrieben werden: Tischfussball, Billard und Flipper. Die Begeisterung, der Fanatismus und das Prestige welche mit diesen verbunden sind, sind nur schwer widerzugeben. Es gibt tatsächlich Studenten, die nur an die ENSAE kommen, um eine ordentliche Partie baby-foot (Tischfussball) zu spielen. Ein altes "dicton" an der ENSAE besagt, dass Vorlesungen kommen und gehen, aber der Fussballtisch bleibt. Und wer ordentlich mit dem kleinen Ball umgehen kann, hat schon mehr Bewunderung gewonnen, als er es je mit guten Noten erreichen könnte. Die dazu passende Atmo verschaffen die Leute von der K-fét, der Bar der ENSAE, an der jeder Neuankömmling seine erste statistische Beobachtung macht : mit fortschreitender Stunde ersetzt das Bier den Kaffe.


Wem die ENSAE zu eng und zu klein ist, der kann auch die weite Welt sehen. Möglich machens die haufigen Reisen, die der BDE (Studentenbüro) während des Jahres organisiert. Beginnend mit dem traditionellen WEI (weekend d'intégration), an welchem einst die Neuen schwer aufs Korn genommen wurden, über die unausweichliche Amsterdam-Fahrt, wo die lokale Café-Kultur voll ausgekostet wird, bis hin zu den Frühlingsausflügen nach Florenz, Barcelona oder Prag findet jeder ein paar Tage zum Entspannen oder Feiern. Und wer vom Sport immer noch nicht genug hat, der kann sich zur einwöchigen Skifreizeit anmelden, zu der natürlich der Fussballtisch mitgenommen wird.


Wie man sieht, hat man zahlreiche Möglichkeiten, volle Stundenpläne und schwierige Klausuren an der ENSAE vergessen zu machen - vorausgesetzt nur, man lässt sich auf das Abenteuer ein.



Alexander Adamescu
August 2004